Selbstwert

Du musst niemandem (mehr) etwas beweisen.

Picasso Guernica by Marimekko

Du musst niemandem (mehr) etwas beweisen.

Nicht der Welt.
Nicht deinen Eltern.
Nicht deinem Ex.
Nicht deinen Follower:innen.
Nicht der alten Lehrerin, die dich nie ernstgenommen hat.
Nicht der Stimme in deinem Kopf, die unermüdlich fragt: „Bin ich gut genug?“

Du musst niemandem etwas beweisen.

Und doch rennen wir.
Wir leisten. Wir optimieren. Wir vergleichen.
Wir wollen eine Version sein, die man vielleicht ein bisschen mehr mag, ein bisschen besser bezahlt, ein
bisschen weniger verlässt.

Ich kenne das gut.
Dieses heimliche Gefühl, dass man es doch irgendwie zeigen muss.
Dass der eigene Wert noch eine Bestätigung braucht – eine Zahl, ein Lob, ein Like,
eine Einladung, eine Buchung, einen Vertrag.

Irgendetwas oder jemand, der sagt: „Du bist okay. Du darfst einfach sein.“
Aber du kannst es auch zu dir selbst sagen:

Ich darf “einfach” sein.
Ohne hundertausend Gedanken.
Ohne die ständig schlaueste, lustigste, interessanteste Version deiner selbst.

„Wert“ – dieses Wort, das sich so wichtig macht.
Ein kleines Wort mit großem Ego.
Und so oft verknüpft mit dem, was wir tun – nicht mit dem, was wir sind.

Was ist dein Wert?
Ist es das, was auf deinem Konto steht?
Was du monatlich verdienst?

Als würden wir das Wesen eines Menschen, seine Tiefe, seine Geschichte, seine Liebe, seine Träume – in Zahlen pressen können.

Was ist dein Wert?
Ob du bei der Arbeit immer performst, ständig souverän wirkst?

Was für eine Absurdität.
Und wie sehr wir manchmal trotzdem dran glauben.
Oder zumindest daran verzweifeln, wenn es bei anderen gefühlt oder faktisch „mehr“ ist.

Ich glaube, wir brauchen einen anderen Begriff von Wert.
Oder vielleicht: gar keinen Begriff.
Denn der Versuch, Wert zu definieren, führt oft nur wieder in die Falle.

Vielleicht liegt die Freiheit darin, deinen Wert jenseits von Wert zu entdecken.
Jenseits von Systemen, Skalen, Schulnoten, Selfie-Filtern.

Dass es Räume & Menschen gibt, die nicht fragen: „Und, was machst du so?“
Sondern: „Wie geht es deinem Innersten heute?“

Ein Raum, in dem du nicht glänzen musst.
Nicht funktionieren. Nicht beeindrucken.
Nur atmen.

Und da bist du dann.
Echt.
Ganz.
Genug.

Ich schreibe das hier auch an mich selbst.
Denn ich vergesse es immer wieder.

Ich gerate ins Tun, ins Machen, ins Vergleichen.
Ich will was „wert sein“.
Ich will „gesehen werden“.

Und dann kommt dieser kleine Moment.
Meistens leise. Unaufgeregt.

Ich sitze im Park. Genieße die Sonne. Höre das Summen in der Luft
Oder ich spüre meinen eigenen Herzschlag, ohne Aufgabe, ohne Ziel.

Und ich erinnere mich:
Ich bin.
Und das reicht.

Vielleicht ist es das, woran wir uns öfter erinnern dürfen:
Du bist keine Maschine. Kein Produkt. Keine Bewerbung.

Du bist ein Mensch.
Mit Herz, Haut, Geschichte, Sehnsucht, Scheitern und Schönheit.

Du musst niemandem etwas beweisen.
Nicht heute. Nicht morgen. Nicht irgendwann.

Du bist genug.

Auch jetzt.
Genau jetzt.

PS:

Das heißt nicht, dass man nicht an sich arbeiten sollte.
Also nicht: Ich bleibe so scheiße, wie ich bin.

Mir geht es um die Getriebenheit.
Das unbewusste Erfüllen von jahrzehntealten Programmen.
Ohne System-Update.

Die Glaubenssätze und Fühlsätze, die sich lohnen hinterfragt zu werden.
Um besser klarzukommen.

Dafür ist Coaching, Therapie und Weiterbildung hilfreich und wichtig.